Wie feiern Christen das Osterfest in Syrien?

Wenn die Glocken der christlichen Viertel von Damaskus, Aleppo, Homs, Maalula oder Saidnaya zu Ostern erklingen, spürt man sofort: Hier wird mehr gefeiert als nur ein Fest – hier wird die Auferstehung gelebt. Ostern in Syrien ist ein tief verwurzeltes, festliches und kulturell reiches Ereignis, das Christentum in seiner ursprünglichsten Form erlebbar macht. Es ist anders als in Mitteleuropa – und doch auf eine warme Weise vertraut.

Syrien gehört zu den ältesten Wiegen des Christentums. Schon im 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden hier christliche Gemeinden. In Damaskus wurde Paulus bekehrt, in Maalula wird bis heute Aramäisch gesprochen – die Sprache Jesu. Kein Wunder also, dass Ostern, das wichtigste Fest im Kirchenjahr, hier besonders intensiv und ursprünglich gefeiert wird.

Die christlichen Gemeinden – ob griechisch-orthodox, syrisch-orthodox, katholisch oder evangelisch – halten an Jahrtausende alten Riten fest, die oft aus der frühchristlichen Zeit stammen.

Wann wird Ostern gefeiert – und wie lange?

In Syrien richten sich die meisten Kirchen nach dem julianischen Kalender, weshalb das Osterdatum meist etwas später als in Westeuropa liegt (häufig im April oder sogar Mai). Das Osterfest ist der Höhepunkt einer intensiven Fastenzeit von 40 Tagen, die viele Gläubige streng einhalten – kein Fleisch, keine Milchprodukte, kein Fisch.

Am Palmsonntag beginnt die Karwoche mit Prozessionen, Palmwedeln und bunten Bändern. Der Gründonnerstag erinnert an das letzte Abendmahl mit traditionellen Gottesdiensten, der Karfreitag ist ein stiller, ernster Tag mit Passionsspielen, während in der Osternacht Lichtprozessionen durch die Gassen ziehen – mit brennenden Kerzen, Gesängen und dem Jubelruf:

"Al-Masih qam – ḥaqqan qam!"

„Christus ist auferstanden – wahrhaft auferstanden!“

Wie wird Ostern gefeiert: Rituale & Bräuche

Ostern ist in Syrien ein zutiefst familiäres und spirituelles Fest, das mit zahlreichen Ritualen begangen wird:

  • Kerzenprozessionen am späten Samstagabend, meist rund um die Kirche oder durch das Viertel, mit Gesang, Glocken und Feuerwerk.
  • Ostersonntag-Gottesdienste, oft in festlicher Kleidung, mit viel Weihrauch, Chorgesang und anschließendem gemeinsamen Frühstück.
  • Familientreffen mit großem Ostermahl – nach der Fastenzeit wird geschlemmt!
  • Rot gefärbte Eier, die symbolisch für das Blut Christi und die Auferstehung stehen. Man klopft die Eier gegeneinander – wessen Ei nicht zerbricht, hat Glück!

Osterhase? Eiersuche? Gibt’s das auch?

Nein, den klassischen Osterhasen kennt man in Syrien nicht – zumindest nicht traditionell. Auch die Eiersuche wie in Deutschland gehört nicht zum religiösen Brauchtum. Und doch: In urbaneren Vierteln, besonders bei jungen Familien in Damaskus oder Aleppo, sieht man vereinzelt Einflüsse westlicher Osterbräuche – bunte Eier, Osterdekorationen, manchmal sogar ein „Osterhase“ im Einkaufszentrum.

Doch das Herzstück bleibt der spirituelle Aspekt: Die Auferstehung Christi wird nicht symbolisch inszeniert – sie wird gefeiert, gespürt, gesungen. Mit voller Seele.

Kulinarischer Osterzauber: Was kommt auf den Tisch?

Nach der langen Fastenzeit ist Ostern der Moment der kulinarischen Freude. Typische Ostergerichte sind:

  • Fatté mit Fleisch und Joghurt, verfeinert mit Nüssen
  • Kibbeh (gefüllte Bulgurbällchen)
  • Kaak bi ajweh – süßes Ostergebäck mit Dattelfüllung
  • Ma’amoul – mit Pistazien oder Walnüssen gefüllte Kekse, in Osterformen gepresst

Dazu werden Sirupgetränke, starker arabischer Kaffee und manchmal Arak gereicht.

Wo lässt sich Ostern besonders intensiv erleben?

Einige der schönsten Orte, um Ostern in Syrien zu feiern, sind:

  • Maalula: Das Aramäisch sprechende Bergdorf mit uralten Klöstern und dramatischer Kulisse – hier fühlt sich Ostern wie eine Reise in die Zeit Jesu an.
  • Saidnaya: Einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des syrischen Christentums – das Frauenkloster Saidnaya zieht Pilger aus dem ganzen Land an.
  • Aleppo & Damaskus: In den christlichen Vierteln Alt-Aleppos oder Bab Touma in Damaskus versammeln sich die Gemeinden zu eindrucksvollen Prozessionen und offenen Feiern.
  • Homs & Wadi al-Nasara („Tal der Christen“): Eine wunderschöne, grüne Region mit zahlreichen Kirchen und Dörfern, in denen das christliche Leben pulsiert.

Warum Sie einmal Ostern in Syrien feiern sollten

Stellen Sie sich vor, Sie stehen nachts auf einem Kirchplatz in Maalula. Um Sie herum sind Hunderte von Menschen mit Kerzen, Chorgesang hallt zwischen Felsen, Glocken läuten, und dann ruft jemand:

„Al-Masih qam!“

Und alle antworten:

„Haqqan qam!“

– Christus ist wahrhaft auferstanden.

Dieser Moment bleibt. Und vielleicht wollen Sie ihn eines Tages selbst erleben. Ostern in Syrien – das ist nicht nur eine Reise. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Hier gelangen Sie zu unserem ausführlichen FAQ für Ihren Urlaub in Syrien.

Gründe, weshalb Sie unbedingt nach Syrien reisen sollten, finden Sie hier.

Unserer fünftägigen und zehntägigen Kleingruppenreisen bieten wir regelmäßig über Ostern an. Darüber hinaus bieten wir individuelle Besuche mit privaten Reiseleitern an. Die genannten Städte, Dörfer, Kirchen und Klöster werden ganzjährig besichtigt.
Ja, auf Anfrage stellen wir Ihnen gerne ein Programm für eine Privatreise zum Wunschtermin zusammen. Nehmen Sie hierfür bitte über das Anfrageformular Kontakt zu uns auf.
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